von Irmtraud Heike, Kontakt: HistorikerinHeike@t-online.de
In Burgwedel, einer Kleinstadt bei Hannover, existierte von September 1944 bis Kriegsende eine Einrichtung, die im NS-Sprachgebrauch verharmlosend „Ausländerkinder-Pflegestätte“ genannt wurde. Diese Einrichtung befand sich mitten im Ort, in einem damals schon bereits baufälligen und nicht mehr bewohnbaren Bauernhaus. 24 der Kinder sind namentlich bekannt, 15 kamen aus Polen, 9 aus der ehemaligen Sowjetunion, meist aus der Ukraine. Sie wurden ihren Müttern, die Zwangsarbeit auf Bauernhöfen in der Umgebung leisten mussten, wenige Wochen nach ihrer Geburt weggenommen. Das jüngste der in dem Heim verstorbenen Kinder war sechs Wochen, das älteste 15 Monate alt. Die Babys starben an den Folgen von Vernachlässigung und falscher bzw. mangelhafter Ernährung und wurden auf dem örtlichen Friedhof an unbekannter Stelle begraben.
Die Historikerin Irmtraud Heike M.A. und der Journalist Jürgen Zimmer haben dieses Thema im Auftrag der Stadt Burgwedel jetzt aufgearbeitet und die bedrückenden Ergebnisse in einem Buch publiziert (Geraubte Leben, erschienen im VSA-Verlag Hamburg, ISBN 978-3-96488-038-3). Irmtraud Heike arbeitet seit vielen Jahren zum Thema Zwangsarbeit und Täter*innenforschung.
Weitere Veröffentlichungen:
- Feinde im eigenen Land. Zwangsarbeit in Hannover im Zweiten Weltkrieg, Anschütz, Janet/ Heike, Irmtraud, Verlag für Regionalgeschichte Bielefeld 2000, ISBN 3-89534-372
- Amsterdam, Hannover und zurück: Mein Leben als Zwangsarbeiter während des Zweiten Weltkriegs, Carbaat, Henk / Heike, Irmtraud, Hahnsche Buchhandlung Hannover 2012, ISBN 9783775262033